Stückkostendegression bei digitalen Produkten

Der Effekt der Stückkostendegression besagt, dass die Kosten pro Stück (z. B. pro verkauftem Produkt oder pro durchgeführtem Vorgang) mit wachsender Stückzahl stark sinken. Während dieser Effekt sinkender Stückkosten bei physischen Produkten eher geringer ist und eine Untergrenze für die Kosten pro Stück existiert, ist die Kostendegression bei digitalen Gütern (Produkte, Dienstleistungen, …) eher stark ausgeprägt, entwickelt sich teils exponentiell und strebt den Kosten Null zu.

Typischerweise haben digitale Güter hohe First Copy Costs (Fix-Kosten der Güter). Eine Software (App, Website, Voice App, etc.) muss aufwändig erstellt werden, eine umfangreiche Datenbank muss erst gefüllt werden oder per E-Book zu vertreibende Inhalte müssen erst ausgearbeitet werden. Bei physischen Gütern entspricht das der Entwicklungsphase.

In der Herstellung der zu verkaufenden Exemplare und der Distribution fallen für digitale Güter aber üblicherweise sehr geringe variable Kosten pro Stück an. Insbesondere müssen keine Rohstoffe zur Produktion eingesetzt werden (reine digitale Kopie) und es ist keine Verpackung, keine Lager- und keine Transportlogistik notwendig (z.B. nur einfacher Download per Internet).

Dies führt dazu, dass digitale Güter bei geringen Stückzahlen eher weniger, bei hohen Stückzahlen aber umso höher rentabel sind bzw. die Preise dementsprechend angepasst werden können.

Grafik zur Erläuterung des Stückkostendegressionseffekts
Der Stückkostendegressionseffekt digitaler Güter wie zum Beispiel Voice Apps auf Sprachassistenten (dann wäre Anzahl die Anzahl der Nutzer / Sessions).

Auch viele Investitionsmodelle der digitalen Wirtschaft basieren auf diesem Effekt: so werden die hohen Anfangskosten zur Erstellung der Leistung (z.B. Software-Entwicklung, Datenbankaufbau, Gewinnung von Teilnehmern bei Netzwerkmodellen, etc.) durch Investitionen finanziert. Das Ziel ist es, dann durch geringe Stückkosten (je Käufer, je Abonnent, je Teilnehmer, …) und damit verbundene hohe Margen (bei gleichzeitiger starker Skalierung auf viele Kunden) später einen sehr hohen Unternehmenswert zu erzielen.

Quelle: Dieser Beitrag basiert auf dem Kapitel „Sprachassistenten im Marketing-Mix – Produktpolitik (Product)“ im Buch: Hörner, Thomas (2019): Marketing mit Sprachassistenten. So setzen Sie Alexa, Google Assistant & Co. strategisch erfolgreich ein. Wiesbaden: Springer Gabler.

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