Recruiting und Personalwesen mit Sprachassistenten

Der Kampf um Fachkräfte tobt in vielen Branchen. Unternehmen müssen alle Chancen nutzen, den Kontakt zu potentiellen Mitarbeitern zu finden – das simple schalten einfach nur einer Stellenanzeige reicht meist nicht mehr aus. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant und wie können diese von Personalabteilungen effizient zur Mitarbeitergewinnung genutzt werden?

Mehrere Einsatzbereiche eröffnen sich diesbezüglich: der offensichtlichste ist die Nutzung von Alexa & Co., um im Recruitment Informationen über offene Stellen zu verbreiten. Das kann auf drei verschiedenen Wegen erfolgen, die im nächsten Abschnitt aufgezeigt werden. Darüber hinaus können Sprachassistenten aber auch zu innovativen Vorab-Assessments oder sogar für konkrete Sprach-Bewerbungen eingesetzt werden.

Offene Stellen mit Sprachassistenten kommunizieren

Um potentielle Mitarbeiter zu erreichen muss zuerst natürlich einmal gefragt werden, wie Bewerber Sprachassistenten zur Job-Recherche überhaupt nutzen. Drei grundsätzliche Möglichkeiten bieten sich hier an, um sich über Stellenangebote zu informieren:

  1. Sie fragen den Sprachassistenten direkt.
    Beispiel: „Ok Google, welche Jobs für Programmierer werden derzeit in Münster angeboten?“ oder „Alexa, welche Stellenangebote sind für Berlin verfügbar?“
  2. Es werden die Voice Apps bekannter Stellenportale gefragt.
    Beispiel: „Alexa, frage Experteer nach Stellen für IT-Administratoren in Hamburg“
  3. Man fragt gezielt die Voice App eines bestimmten Unternehmens
    Beispiel: „Alexa, frage Meier GmbH, welche Stellen dort derzeit ausgeschrieben sind“

Für Unternehmen bieten alle drei Wege Zugang zu potentiellen Bewerbern. Allerdings müssen für jeden dieser Wege andere Aktivitäten ergriffen werden.

Offenen Stellen Google Assistant & Alexa direkt bekannt machen

Woher kennen die Sprachassistenten überhaupt offene Stellen, wenn diese (siehe obigen Nutzungsfall 1) direkt nach Stellenangeboten um befragt werden? Ganz einfach: sie sammeln diese Information im Internet sein. Insbesondere der Google Assistant hat hier einen großen Vorteil: er kann auf die Daten von Google for Jobs zurückgreifen, der großen Jobbörse im Hause von Google (die seit 2019 auch in Deutschland aktiv ist).

Strukturierte Daten für Google for Jobs

Google crawlt laufend das Internet. Dort findet es natürlich auch Stellenausschreibungen, z.B. auf Website von Unternehmen, die dann in eine Google-internen Job-Datenbank übernommen werden. Wird dann in Google.de eine Suche durchgeführt, die auf die Recherche nach einer Job-Ausschreibung klingt, werden aus Google for Jobs (zu Anfrage und Standort) passende Stellenanzeigen ausgegeben. Es ist nur logisch und natürlich, dass auch der Google Assistant bei Fragen rund um Jobs auf diese Datenquelle zurückgreift und entsprechende Antworten liefern kann.

Es gibt aber eine technische Voraussetzung dafür, dass Google angebotene Stellen auf einer Unternehmens-Website als solche erkennen kann: diese müssen als strukturierte Daten hinterlegt sein, d.h. im HTML der Website (oder der PWA auf Mobilgeräten) müssen geeignete Kennzeichnungen integriert sein. Das sind Kennzeichnungen, die zwar auf der Website im Browser nicht zu sehen sind, aber von Suchmaschinen oder anderen technischen Systemen erkannt und zum Verständnis der der Texte einer Website genutzt werden. Kurz: ohne solche Kennzeichen werden ihre auf der Website veröffentlichten Stellenangebote auch nicht in die Google-Datenbank übernommen und werden auch auf Sprachassistenten nicht abfragbar sein.

Technische Details zu strukturierten Daten sollen an dieser Stelle jedoch nicht weiter vertieft werden. Fragen Sie dazu den Programmierer ihrer Website.

Stellenangebote in Voice Apps Dritter

Eine zweite Möglichkeit, Stellenangebote auf Sprachassistenten zu bringen, sind die großen Stellenportale (wie Experteer, Stepstone und andere) die auch zunehmend auf Sprachassistenten zu finden sind. Das geschieht einerseits in Form von Voice Apps (bei Amazon Skills und bei Google Actions genannt) dieser Unternehmen, andererseits auf dem gleichen Weg, wie er im letzten Abschnitt für Jobs auf der eigenen Website beschrieben wurde.

Unternehmen, die auf diesem – oben als Alternative 2 gezeigten – Weg ihre Stellenangebote bekannt machen wollen, müssen also indirekt über diese Anbieter gehen. Das heißt, sie buchen eine Stellenanzeige bei denjenigen Jobbörsen, die bereits eine Voice App auf Sprachassistenten betreiben und dort über Stellenausschreibungen informieren.

Dieser Weg ist im übrigen auch der einfachste für Personalabteilungen: kümmern sich doch andere (eben die Jobportale) um alles den Weg auf die Sprachassistenten.

Unternehmens-eigene Voice App im Recruiting

In immer mehr Unternehmen haben – meist getrieben durch die Marketing-Abteilungen – eigene Voice Apps veröffentlicht. Sie sind also mit „Alexa, frage (Firmen-Markenname) …“ bzw. „Ok Google, rede mit (Firmen-/Markenname) …“ ansprechbar.
Verfolgt werden mit solchen Aktivitäten meist klassische Marketingziele wie Markenführung und Image, Neukundengewinnung oder das Angebot von Kundenservices.

Ist ein Unternehmen bzw eine Marke aber auf Sprachassistenten schon per Voice App ansprechbar, gibt es keinen Grund, warum diese nicht auch über Dialoge für potentielle Bewerber verfügen sollte und so die Voice App für Recruiting und Employer Branding genutzt wird (die zu Beginn mit 3 nummerierte Alternative).

Ganz praktisch heißt das, dass die Voice App des Unternehmens jetzt für den Bedarf der Personalabteilung erweitert werden muss. Sie sollte auch unterschiedlichste Fragen rund um Jobs und Stellenangebote oder die Bewerbung beantworten können.

Anmerkung: die Personalabteilung sollte KEINE eigene Voice App entwickeln. Eine Marke bzw. Unternehmen sollte auf Sprachassistenten nur einmal ansprechbar sein. Eine Kooperation mit Marketing- oder Kundenservice-Abteilung, die für die Voice App verantwortlich sind, ist also unbedingt notwendig. Außerdem lohnt sich eine eigene Voice App im Personalwesen nur für größere Unternehmen, die auch eine größere Zahl oder regelmäßig Stellen zu besetzen haben.

Was sollte die Voice App bezüglich Jobs bieten

Das wichtigsten Fragen an Voice Apps von Unternehmen sind im Bereich Personalgewinnung natürlich Fragen nach aktuellen Stellenangeboten. Bedenken Sie bei der konkrete Umsetzung aber die große Vielfalt an möglichen Formulierungen, auf die Ihre Voice App flexibel reagieren können sollte. Die Bewerber nutzen z.B. Formulierungen wie „… welche Stellen aktuell verfügbar sind“, „… nach einem Job als Designer“, „… welche Jobs in Berlin angeboten werden“ und vieles mehr. Nur wer die Vielfalt der Fragestellungen berücksichtigt, wird Bewerber auch auf die passenden Stellen aufmerksam machen können.

Job-Suchende werden aber weitere Fragen haben. Das sind z.B. Fragen zur jeweiligen Stelle: welche Anforderungen diese hat, ab wann sie verfügbar ist, wo der Arbeitsort ist, wie viele Urlaubstage im Jahr geboten werden, wie es mit teilweisem Home Office aussieht, etc. Auch Fragen zum Unternehmen als Arbeitgeber sind von Interesse: werden Mitarbeitern Fortbildungsmöglichkeiten oder andere attraktive Leistungen geboten, etc. Und nicht zuletzt gilt es auch Dialoge zum Bewerbungsprozess anzubieten: wie kann sich ein Interessent bewerben und welche Unterlagen sind notwendig? Auch darüber sollte die Voice App in Alexa bzw. im Google Assistant Bescheid wissen und helfen können.

Woher wissen Nutzer, dass sie die Voice App nach Jobs fragen können?

Grundvoraussetzung für Job-Anfragen an Voice Apps des eigenen Unternehmens ist, dass dem Nutzer der Skill bzw. die Action auf dem Sprachassistenten überhaupt bekannt ist. Hier profitieren Personalabteilungen erst einmal von den Aktivitäten der Marketingabteilung: eine gut konzipierte und gepflegte Voice Apps wird bei Kunden (und potentiellen Kunden) bekannt und schließlich regelmäßig genutzt (z.B. um aktuelle Angebote abzufragen, Nachbestellungen durchzuführen oder sich immer wieder Unterstützung im Sinne eines Voice Content Marketings zu holen). Der potentielle zukünftige Mitarbeiter weiß also, dass es eine Voice App des Unternehmens gibt. Jetzt muss ich nur noch bekannt werden, dass diese auch Informationen aus dem Recruiting bieten kann. Das kann z.B. über die Hilfefunktion oder andere Beschreibungen der Voice App Funktionalitäten bekannt gemacht werden. Je häufiger große Unternehmen aber auch verfügbare Stellen und rund um die Bewerbung beantworten, desto häufiger werden Bewerber auch Unternehmens-Voice-Apps diesbezüglich von sich aus und „auf gut Glück“ befragen.

Andererseits sind Voice Apps (ähnlich wie Smartphone Apps) immer auch etwas, das selbst beworben werden muss. Das kann z.B. mit Hinweisen auf der Website, in Printanzeigen oder auf Job-Messen und in Flyern erfolgen nach dem Motto „wussten Sie schon: Alexa weiß die besten Jobs bei uns. Fragen Sie sie“.